Saarbanger Metal Festival VIII Tag 2 – 11.05.2013

Am zweiten Tag (11. Mai 2013) startete das 8. Saarbangers Festival 2013 schon um 17:45 Uhr. Die Spiele der Fußball-Bundesliga waren gerade erst vorbei, so dass man vermuten könnte, dass sich viele Fans noch auf dem Heimweg befanden, als Palace ihr Set eröffneten. Obwohl die Sonne noch durch die Fenster schien, beeindruckte die frühe Uhrzeit weder die Band, noch die bereits zahlreich anwesenden Headbanger. Gut so, denn Palace legten so frisch und energiegeladen los, als seien sie der Headliner und nicht der Opener. Schon seit 1990 spielen Palace traditionellen Heavy Metal, im besten Sinne typisch deutsch und in der Tradition von Bands wie Accept, Grave Digger oder Running Wild. Die enorme Spielfreude der Truppe steckte das Publikum sofort an, das die Fäuste und Haare schüttelte und Palace bis zur letzten Note feierte. Ein toller Auftakt für Tag 2!

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Es folgten die Iren von Sandstone. Metal aus Irland? Ja, ist eher selten, aber keineswegs schlechter als metallische Klänge aus England, Deutschland oder Amiland. Sandstone erweitern klassischen Metal mit progressiven, balladesken und rockigen Elementen, so dass es in Schiffweiler auffallend abwechslungsreiche Songs zu hören gab. Neben Sänger Sean McBay zogen vor allem die beiden Gitarristen Stevie McLaughlin und Dee Kivlehan die Aufmerksamkeit auf sich, nicht nur weil sie sich viel bewegten, sondern weil sie eindrucksvolle Backing Vocals ablieferten. Ein bisschen schade war, dass Sean sich erst gegen Ende des Sets dazu durchringen konnte, seine Sonnenbrille abzulegen. Durch mehr Blickkontakt wäre es vielleicht möglich gewesen, die Stimmung aufs gleiche Niveau zu bringen, das zuvor Palace erreicht haben. Sandstone lieferten eine tolle Show ab, die Stimmung war bei Palace aber einfach besser.

Was würde Shakra gelingen, die – nach einer viel zu langen Umbaupause – als nächste die Bühne betraten? Die Schweizer Metaller/Hard Rocker haben jede Menge Bühnenerfahrung, mit „Back on track“ ein enorm erfolgreiches Album von 2011 im Gepäck und mit „Powerplay“ eine neue Scheibe am Start, die ähnlich stark ist. Entsprechend war das Motto der Fünf offenbar auch Powerplay: Frisch, energisch und gut gelaunt legten die Jungs los und rissen das Publikum auch sofort mit. Schade nur, dass die Band mit jedem Song ein bisschen mehr im Nebel verschwand – da meinte es der Kollege am Licht wohl zu gut… Auch wenn die bunt beleuchtete Suppe die Sicht unnötig einschränkte, schadete es der Stimmung nicht, denn Shakra kamen einfach öfter nach vorne an den Bühnenrand, um ihre Fans zu sehen und sich feiern zu lassen. Starker Auftritt!

Mit Voodoo Circle sollte – erwartungsgemäß – das erste Highlight des Abends ein Set spielen, das den Anwesenden sicher noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Voodoo Circle mit Gitarrist Alex Beyrodt (der auch danach noch bei Primal Fear in die Saiten drosch), Sänger David Readman (Pink Cream 69), Mat Sinner am Bass (Sinner, Primal Fear), Markus Kullmann an den Drums (Dezperadoz) und Alessandro del Vecchio an den Keyboards (anstatt Jimmy Kresic) lieferten eine eindrucksvolle Show ab. Angetrieben wurden Voodoo Circle von einem gewohnt furiosen Markus Kullmann, der sein Drumset wie ein Berserker bearbeitete, aber auch erstaunlich leise Töne beherrschte und so eine Dynamik einbrachte, die es im Hard Rock und Metal viel zu selten gibt. Sein rhythmischer Zwilling Mat Sinner am Bass sorgte für den nötigen Groove, auf dem Alessandro Del Vecchio vor allem mit seinem Hammond-Sound für Gänsehaut sorgte (und phantastische Backing Vocals beisteuerte!). Dazu David Readman, der mit jedem Song beweisen konnte, wie viel Blues, Soul und Rock er im Blut hat – damit zog er das Publikum sofort in seinen Bann. Über diesem Fundament zauberte Gitarren-Virtuose Alex Beyrodt filigrane Riffs, fette Akkorde und gefühlvolle Soli, sowohl mit seiner wunderschönen Les Paul (eine Goldtop, wenn ich richtig gesehen habe) als auch mit seinen bekannten Strats (Besonders toll: Das Modell mit Blumenmuster und reverse Headstock). Das intensive Set von Voodoo Circle wurde durch ein klasse Drum-Solo von Markus Kullmann aufgelockert und beeindruckte ansonsten durch die tollen Songs, die ansteckende Spielfreude und gute Laune der Band. Wer Voodoo Circle noch nicht gesehen hat, muss das unbedingt nachholen!

Eigentlich sollten nach Voodoo Circle Messenger auftreten, die Band des Saarbangers-Organisators Patrik Deckarm. Doch die Verzögerungen beim Shakra-Umbau erforderten eine Planänderung, so dass Axel Beyrodt und Mat Sinner eigentlich gleich auf der Bühne hätten bleiben können, denn Headliner Primal Fear spielte gleich im Anschluss, und danach erst Messenger. Primal Fear starteten mit „Strike“ vom aktuellen Album, das schon eine ganze Weile auf dem Markt ist, wie Sänger Ralf Scheepers selbstkritisch anmerkte. Aber Primal Fear schreiben ja schon fleißig Songs für die nächste Scheibe. Wird auch Zeit! Das Set der Schwermetaller mit dem zurück gekehrten Magnus Karlsson gönnte sich und den Fans keine Pause, sondern setzte auf Dauerfeuer. Schlag auf Schlag ballerten Primal Fear Songs wie „Nuclear fire“ oder „Metal is forever“ raus, wuselten über die Bühne und alberten mit dem Publikum herum. Ralf Scheepers machte es sich gegen Ende des Sets auf einem Lautsprecher am Bühnenrand bequem und sang von dort aus weiter, Alex Beyrodt nutzte seine weiße Gibson Flying V für coole Posen und Magnus Karlsson schrie die Texte aller Songs aus vollem Hals mit. Mit einem wilden Schlagzeug-Solo demonstrierte Drummer Randy Black, wie kraftvoll und technisch anspruchsvoll er seine Kessel malträtieren kann. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Show von Primal Fear war wie ein Rausch und viel zu schnell vorbei.

Ob Messenger über die Verschiebung ihres Auftritts nach hinten unglücklich waren oder nicht, weiß ich nicht. Anmerken konnte man es ihnen nicht, außerdem war die Halle auch nach dem Auftritt des Headliners noch gut gefüllt. Die Lokalmatadoren aus dem nahen Neunkirchen wollten von Beginn an offenbar keine Gefangenen machen: Mit schnellem, melodischem Power/True Metal legten Messenger los und boten auch viel fürs Auge, allen voran Sänger Siegfried Schüssler, der mit manischen Blicken und theatralischen Gesten wie ein Irrwisch über die Bühne fegte. Dass er dabei nicht permanent mit seinen Bandkollegen kollidierte grenzt an ein Wunder, denn auch die Gitarristen Patrik Deckarm und Frank Kettenhofen sowie Bassist Benny Strauß hatten Hummeln im Hintern. Messenger wirkten motiviert bis in die Haarspitzen, und wo diese wie bei Basser Benny fehlten, sorgte die lange Zunge von Sänger Siegfried für Kitzel (siehe Fotos). Mit kleinen Einlagen wie der Enthauptung eines DJs mit schlechtem Musikgeschmack lockerten Messenger ihr Set auf, so dass niemand bereut haben dürfte, noch Stunden nach Mitternacht mit den Saarländern eine fette Metal-Party zu feiern.

 

Das 8. Saarbangers Festival konnte aus Sicht des Metal-Fans also als voller Erfolg verbucht werden. Die Location war klasse, bot mehr als genug Parkplätze und eine nahe Camping-Wiese, die Bands waren gut ausgewählt, die Musiker gaben alles und das Angebot an Essen und Getränken war insgesamt gut (trotz des Bon-Systems). Meine 350 km lange Anreise habe ich jedenfalls nicht bereut und freue mich schon aufs nächste Jahr, wenn es hoffentlich wieder ein Saarbangers Festival geben wird!

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