Nach dem verpassten Auftritt von HACKTIVIST (Stau…) ist RED FANG für uns die erste Band des Tages. Die Kombo aus Portland grooved sich herrlich träge in den noch jungen Tag, und die bereits ordentliche Menge vor der Bühne grooved gelassen mit. RED FANG kommen ohne großen Show-Schnickschnack aus und konzentrieren sich auch sich und ihre Songs. Grandiose Begeisterungsstürme mag es vielleicht nicht gerade gegeben haben, aber RED FANG dürften durchaus zufrieden mit ihrem Auftritt am With Full Force-Freitag gewesen sein.
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Die aus dem nahen Gera angereisten KALI YUGA durften sich anschließend über viele bekannte Gesichter im Publikum freuen, denn eine treue Anhängerschaft hatte sich in den ersten Reihen vor der Bühne versammelt. Derart motiviert ließen sich KALI YUGA nicht lumpen und haben von Beginn an ordentlich Gas. Mit ihrem melodischen Death Metal hatten sie auch keine großen Probleme, auch die hinteren Reihen zum Bangen zu bringen.
Mit Vollgas starteten THE DEVIL WEARS PRADA in ihren Auftritt und nahmen während der folgenden 40 Minuten den Fuß keine Minute vom Gaspedal. Offenbar wollten die Metalcore-Christen aus Dayton allen beweisen, wie viel Energie in ihnen steckt. Breakdowns und Blastbeats im wilden Wechsel und dazu ein alles gebender Mike Hranica erzeugten wuselnde Circle Pits vor der Bühne und sorgten dafür, dass schnell die ersten Crowdsurfer auftauchten.
Mit ihrer aktuellen Scheibe „Live by the code“ im Gepäck zementierten dann TERROR ihren Ruf als saustarke Live-Band. Mit Vehemenz und viel Spielfreude rissen die Hardcore-Männer aus Los Angeles das Publikum mit und mischten ihre neuen Songs gekonnt mit älteren Werken, so dass schnelle Voll-auf-die-Zwölf-Stücke und eher groovende Lieder sich gut abwechselten. Frontmann Scott Vogel rackerte sich ohne Unterlass am Bühnenrand ab und versuchte, jeden Fan einzeln zum Hüpfen zu bringen. TERROR ließen das WFF 2013 beben.
Passend zum Auftakt-Song „Let me out“ erschien PAIN-Sänger Peter Tätgren in einer Zwangsjacke auf der Bühne. Aber nicht gefesselt, sonst hätte er nicht noch Gitarre spielen können. Der HYPOCRISY- und PAIN-Gründer sowie seine drei Mitstreiter werkelten sich gekonnt durch ihre Setlist, und trotz des eher schwammigen Sounds war die filigrane Gitarrenarbeit von Meister Tätgren und Co-Gitarrero Michael Bohlin gut zu erkennen. PAIN spielen eher Musik fürs Zuhören, weniger zum Abgehen – dennoch war die Stimmung auf dem Flugplatz Roitzschjora offenkundig gut.
Wenn Ex-PANTERA-Sänger Phil Anselmo die Daumen senkt, dann will er damit nicht dem Publikum seine mangelnde Begeisterung für dessen Enthusiasmus zeigen. Bei seiner aktuellen Band DOWN heißt das: „Leute, ich will euch verdammt noch mal ‚Down!‘ rufen hören!“ Anselmo gab sich gewohnt wandlungsfähig, war mal grimmig, mal schelmisch, immer präsent und spontan. Was aber nichts daran änderte, dass DOWN unbeeindruckt ihr Programm durchzogen – Anselmos Wahlspruch „we play it slow“ gab die Marschrichtung vor. So fett die Band auch groovte, so sehr sich die Musiker mühten, am Ende war das Set etwas zu lang und dadurch etwas zu eintönig. Die Länge des Sets war aber nicht von Anfang an so geplant, sondern vielmehr die Konsequenz aus der Absage von MOTÖRHEAD. Die mussten wegen Lemmys Gesundheitszustand ihren geplanten Auftritt ausfallen lassen, wobei die Veranstalter erst am Freitag bekannt gaben, dass keine andere Band MOTÖRHEAD ersetzen würde. Vielmehr wurden PARKWAY DRIVE zum Headliner befördert und durften daher ebenso wie DOWN länger spielen.
Natürlich waren viele Festival-Besucher enttäuscht, dass MOTÖRHEAD nicht spielen konnten. Natürlich waren einige auch enttäuscht, dass so kurzfristig keine andere Band einspringen konnte. MOTÖRHEAD ersetzt man eben nicht so einfach 1:1. Daher war die Frage spannend, ob den Australiern PARKWAY DRIVE Lemmys Cowboy-Boots nicht eine Nummer zu groß sein würden. Doch PARKWAY DRIVE präsentierten sich als souveräner Headliner und pflügten die WFF-Wiese geradezu um. Mit fettem Sound, herausragender Lichtshow und einer bis ganz hinten zu spürenden Energie hinterließen die Australier einen bleibenden Eindruck. Auch wenn der Glitzerregen zum Song „Home is fort he heartless“ auf manch einen etwas zu poppig wirkte: Die Show stimmte vom Anfang bis zum Schluss. Wer danach noch Energie hatte, marschierte weiter ins Zelt zur Knüppelnacht.
Zur Geisterstunde polterten NAPALM DEATH im Zelt wie die Berserker los und wurden von zahlreichen Grindcore-Fans begeistert empfangen. Der Auftritt war wie ein Rausch, eine Mischung aus Geknüppel und kurzen Ansagen, leider mit eher miesem Sound, aber dennoch extrem kurzweilig. Merkte man der Band ihre rund 30-jährige Historie an? Nein, ganz und gar nicht, sieht man vom äußeren Erscheinungsbild der Engländer einmal ab. NAPALM DEATH versprachen ein fettes Grind-Schnitzel und servierten es mundgerecht ab. Lecker!
Die Black Metal-Botschafter GOD SEED aus Norwegen ließen es gewohnt langsam angehen. Bis auf Ghaal traten alle Musiker ungeschminkt auf, was ihre düstere Ausstrahlung aber nicht reduzierte. War es wirklich kälter geworden, seit GOD SEED die Bühne betreten hatten? Fast kam es einem so vor. Mit dem GORGOROTH-Song „Sign of an open eye“ stiegen GOD SEED wie erwähnt gemächlich ein, bevor sie mit „Awake“ mächtig aufs Gaspedal drückten. Zack, schon purzelten die ersten Crowdsurfer in die Arme der Security. Und so ging es weiter bis zum Rausschmeißer „This from the past“.
Weiter ging es mit niederländischem Death Metal von HAIL OF BULLETS, angeführt von ASPHYX-Frontmann Martin van Drunen. Der Kugelhagel wurde musikalisch eindrucksvoll inszeniert, der Holland-Fünfer feuerte eine schwere Breitseite nach der nächsten ab und sorgte mit Sicherheit für den einen oder anderen lädierten Nackenmuskel unter den Headbangern. Was HAIL OF BULLETS auszeichnet, sind talentierte Musiker, die sich bewusst auf einfache Riffs und Songstrukturen konzentrieren und so mit möglichst hoher Präzision Note für Note auf den Punkt hämmern. Dazu röhrt Ex-PESTILENCE-Sänger Martin van Drunen, so dass Songs wie Gebirge entstehen: Roh, rau, schwer und verdammt mächtig.