Das beliebte Paganfest tourt im März 2013 als Indoor-Festival durch Europa und hat einige Extended Shows im Gepäck, bei denen neben Headliner ALESTORM, den Russen ARKONA, den finsteren THYRFING, der Römer-Kapelle EX Deo, den Deutsch-Metallern WOLFCHANT und Opener BORNHOLM auch die legendären Finnen KALMAH und die rot-schwarz bemalten VARG für heidnisches Vergnügen sorgen. Am 01.03. gastierte das Paganfest in der erweiterten Fassung in der Posthalle in Würzburg.
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Los ging es pünktlich um 15:30 Uhr mit BORNHOLM aus Ungarn, die in coole Lederklamotten gewandet waren und eine energiegeladene Show lieferten. Der melodische Black Metal kam ebenso gut bei den bereits zahlreich versammelten Zuschauern an wie die engagierte Bühnenpräsenz der Band. Die halbe Stunde Spielzeit hätte gerne verlängert werden dürfen, denn der nordische Sound der Ungarn war sauber gemischt und kam generell gut an. Die Menge war also schon gut vorbereitet für die zweite Band.
Die 15-minütige Umbaupause wurde eingehalten, so dass WOLFCHANT pünktlich loslegen konnten. Die Niederbayern stürzten sich gleich mit zwei Sängern aufs Publikum, die ebenso (Kunst-)blutbeschmiert wie die anderen Musiker waren – fürs Auge war also auch einiges geboten. Der Death-Folk-Black-Metal-Mix kam sofort gut bei den Fans an, die mal englischen und mal deutschen Texte wurden von vielen Leuten im Publikum mitgesungen. Nicht nur für WOLFCHANT war es ein schweißtreibender Auftritt, gut so!
Der Auftritt von EX DEO wurde mit Spannung erwartet, denn das Nebenprojekt der KATAKLYSM-Mannen verspricht brutalen Death Metal mit römischer Gewandung und martialischem Auftreten. Und so kam es auch: Wie ein römisches Heer marschierten EX DEO auf die Bühne und gingen sofort zum Angriff über. Mit großer Gestik und derben Vocals zog vor allem Sänger Maurizio Iacono die Blicke auf sich, während seine Kameraden an den Saiten-Waffen die Haare wirbeln ließen. Mit Krachern wie „I, Caligvla“ oder „Romulus“ passen EX DEO textlich gut zum Paganfest und setzten musikalisch ein echtes Ausrufezeichen. Nach der 40-minütigen Show fühlte man sich wie ein Gladiator, der mit Russell Crowe mehrere Duelle ausfechten musste – ausgepowert, aber mächtig beeindruckt.
Die Schweden THYRFING verfinsterten anschließend die Posthalle und versetzten die Bühne in düstere, von Nebelschwaden durchzogene skandinavische Wälder. Mit ihrem aktuellen Album „De Ödeslösa“ im Gepäck und einem starken Back-Katalog wüteten THYRFING wie die Berserker durch ihren Auftritt. Mit Ex-NAGLFAR-Stimmbandquäler Jens Rydén haben THYRFING nicht nur einen herrlich fies klingenden Sänger, sondern auch eine diabolische Rampensau, die als permanenter Unruheherd zwischen den Ruhepolen an den Saiten für Spannung sorgt. Bei Jens kann man sich nie sicher sein, ob er sich nicht gleich büschelweise die Haare ausreißt oder sich die Augen aus dem Kopf puhlt… aber er beließ es diesmal dabei, die THYRFING-Songs mit Gestik und Mimik passend zu untermalen.
Dass die melodischen Todesmetaller KALMAH danach nur zu viert auf die Bühne kamen, verwunderte den einen oder anderen Zuschauer. Sänger Pekka Kokko erläuterte daher schnell den Grund: Gitarrist Antti Kokko war bei einer Beerdigung eines Familienangehörigen in der finnischen Heimat. Die restlichen Bandmitglieder sahen dennoch keinen Grund zur Traurigkeit, sondern legten mit der ihnen eigenen brachialen Urgewalt los und erzeugten auch mit nur einer Gitarre einen schön fetten Sound. Da außer Basser Timo Lehtinen alle Musiker mehr oder weniger durch Keyboards, Drumkit oder Mikro festgenagelt waren, war Timo der echte Aktivposten in der Band, der die Bühne entsprechend ausnutzte, um herumzutoben. Wann immer Pekka ein Solo spielte und nicht singen musste, nutzte er ebenfalls den Freiraum. KALMAH sind ohnehin weniger als Showband bekannt, sondern durch ihr tightes Zusammenspiel und die hohe Musikalität. Damit konnten sie auch in Würzburg wieder punkten.
Auf eine faszinierende Reise in die russische Seele begaben sich anschließend ARKONA, die mit ihrer Frontfrau Maria Archipowa ein vielseitiges Stimmwunder am Mikro haben. Die gute kann nicht nur schön singen, sondern grölen und röhren wie nur wenige Sängerinnen, was bestens zur musikalischen Bandbreite von ARKONA passt. Die vermischen russische Folklore und Power Metal zu einer teils schwermütigen, teils fröhlichen Melange, die dank Sackpfeife und Flöte außerordentlich farbenfroh klingt. Die rastlose Maria war dabei der optische Blickfang, wenn sie mit ihrem Wolfspelz über die Bühne wirbelte. Gespielt wurden vor allem Songs der Alben „,Ot serdza k nebu“, „Goi, Rode, Goi!“ und „Slovo“. Eine gelungene Mischung.
Die fränkischen Lokalmatadoren VARG hatten in Würzburg ein Heimspiel und wurden entsprechend begeistert von den Franken begrüßt. Viele im Publikum sangen die Texte mit, erstmals an diesem Abend waren auch die ersten Crowdsurfer unterwegs, was die Band mitbekam – und darum bat, doch mal Security in den Graben zu schicken, die die Crowdsurfer sicher wieder auf den Boden holt. Solche Aufrufe sollten eigentlich unnötig sein, das Paganfest ist ja nicht der Musikantenstadl, bei dem Crowdsurfer eher selten anzutreffen sind. VARG, die wie KALMAH als Special Guest bei den Extended Shows dabei waren, boten ein Potpourri ihrer besten Songs, darunter “Frei wie der Wind”, “Apokalypse” und “Guten Tag”. Am Ende des Sets holten VARG noch einen weiblichen Fan auf die Bühne, um zum Song „Rotkäppchen“ zu tanzen.
Mit ALESTORM hatte das Paganfest anno 2013 den perfekten Headliner, um einen feucht-fröhlichen Abend standesgemäß ausklingen zu lassen. Das Publikum war mehr als nur angeheizt, sodass die schottischen Piraten von ALESTORM auf einer Woge der Euphorie segeln konnten, als sie mit “The Quest” loslegten. Sänger Christopher Bowes war bestens aufgelegt und hatte zuvor schon die anderen Bands aus der ersten Reihe beobachtet und angefeuert. Ein wenig neidisch konnte man schon auf die Musiker werden, die sich an ihrer Schlagzeug-Bar jederzeit mit Hochprozentigem versorgen konnten – und das natürlich auch taten. ALESTORM spielten mit ihrem Piraten-Image ebenso wie mit dem Publikum, das die Schotten angemessen feierte und ihrem „True Scottish Pirate Metal“ nicht zu knapp zuprostete.